Über die Notwendigkeit einer Debatte innerhalb emanzipatorischer Gesellschaftstheorie und -praxis. Ein Text aus dem Jahr 2006, aus der Beschäftigung mit marxistischen Ansätzen zum Feminismus
entstanden, mit dem Versuch, für mich einen Ansatz eines marxistischen Feminismus zu entwickeln. - Aus dem Inhalt: Zur gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlechterverhältnissen, zur
Reproduktion männlicher Herrschaft, die Debatte um Haupt- und Nebenwiderspruch, Geschlechterverhältnisse im Neoliberalismus, für einen marxistischen Feminismus.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Flexi-Identitäten oder Herrschaftsverhältnisse? 2
Die gesellschaftliche Konstruktion der Geschlechter 5
Biologisches und soziales Geschlecht 6
Die Reproduktion der männlichen Herrschaft 9
Geschlecht und Kapitalismus 14
Die Debatte um Haupt- und Nebenwiderspruch 15
Ein historisch gewordenes Verhältnis 19
Geschlechterverhältnisse im neoliberalen Kapitalismus 27
Zur gegenwärtigen Diskussion 27
Globalisierung und internationale Arbeitsteilung 29
Für einen marxistischen Feminismus als Bestandteil emanzipatorischer Theorie und Praxis 34
Im neoliberalen Kapitalismus wird der Eindruck erweckt, die Menschen könnten als eigenverantwortliche Individuen flexibel über ihre eigenen Identitäten verfügen. Unterdrückungsverhältnisse, folgt man den Versprechungen der Werbung und des kulturindustriellen Medienbetriebs, sind Chimären der ewig gestrigen Miesmacher, die die neue Entspanntheit nicht genießen können. Und doch spüren immer mehr Menschen am eigenen Leib, daß es eine Diskrepanz gibt zwischen den öffentlichen Illusionen und der privaten Realität von Hartz IV und prekären Arbeitsverhältnissen. Obwohl im öffentlichen Diskurs hier und da die Rede vom Kapitalismus ist, gilt es als anrüchig, in einer Gesellschaft von Klassenverhältnissen zu sprechen, die durch die Vereinzelung ihrer Mitglieder charakterisiert ist[i]. Der Untergang der realsozialistischen Staaten und die damit einhergehende Delegitimierung der sozialistischen Ideologie wirken immer noch nach.
Die Emanzipation der Frauen scheint in der gegenwärtigen Gesellschaft weit fortgeschritten. Frauen sind in die männlich dominierte Arbeitswelt eingedrungen und haben sich die rechtliche Gleichstellung erkämpft. Doch trifft dies nur auf die reichen Industriestaaten des Westens zu. Und auch dort gibt es starke Disparitäten, abhängig vom jeweiligen sozialen Status. Aber außerhalb der kapitalistischen Zentren in den ausgebeuteten Peripherien sieht es noch oder schon wieder anders aus. Hier werden vor allem Frauen teilweise gnadenlos ausgebeutet, oft von Firmen, die in den ausbeutenden Ländern zu Hause sind, werden zum ‚Freiwild’. Es stellt sich die Frage, ob Ausbeutung und Geschlechterverhältnisse nicht zusammen zu denken sind.
In den 70er und 80er Jahren gab es eine recht starke Strömung im Feminismus, die in der Tradition der sozialistischen Frauenbewegung betonte, daß es keine Geschlechterverhältnisse unabhängig von Klassenverhältnissen gebe. Die Attraktivität gerade marxistischer Analysen für FeministInnen lag in der These der sozialen und geschichtlichen Gewordenheit der gesellschaftlichen Verhältnisse – und der sich daraus ergebenden permanenten Veränderbarkeit. Auch wenn nach 1989 diese Diskussion nahezu zum Erliegen gekommen, in der Wissenschaft sogar geradezu tabuisiert ist: Angesichts der offensichtlichen Lüge vom Ende der Klassenkämpfe und vom endgültigen Sieg des Kapitalismus – zumindest soviel können wir aus der Geschichte lernen – scheint es angebracht, die Diskussion wieder aufzunehmen.
In dieser Arbeit soll der Versuch gemacht werden, nach dem Zusammenhang von Kapitalismus und Geschlechterverhältnissen zu fragen und für das wissenschaftliche Arbeiten handhabbar zu machen. Das kann allerdings kein Selbstzweck sein – wie jede Behauptung eines wissenschaftlichen Selbstzwecks stets die subjektiven Interessen verschleiert –, sondern soll in der Konsequenz zu Lösungsansätzen zum Handeln in der gegenwärtigen Gesellschaft beitragen. Im Vordergrund soll die Frage stehen, wie die Geschlechterverhältnisse in die Gesamtheit der gesellschaftlichen Reproduktion eingebaut sind. Dabei werde ich mich auf den Zusammenhang mit Klassenverhältnissen konzentrieren, in dem Bewußtsein, daß dies eine wegen der Begrenztheit des Platzes notwendige Verkürzung ist, andere Herrschaftsverhältnisse wie Rasse oder Nation müßten in eine umfassende Analyse einbezogen werden.
Um Geschlechterverhältnisse in ihrem sozialen Beziehungsraum zu betrachten, ist es notwendig, zuerst nach ihrem Wesen zu fragen. Sind sie gesellschaftlich geworden, also veränderbar, oder haben sie biologische Ursachen? Dies soll im ersten Teil geschehen, in dem von der Beantwortung dieser Frage ausgehend nach den Mechanismen der Reproduktion von Geschlechterverhältnissen gefragt wird. Im zweiten Teil gehe ich sodann auf das hier im Zentrum stehende Problem des Zusammenhangs von Kapitalismus und Geschlechterverhältnissen ein: Wie gestaltet sich dieses Verhältnis, ist der Kapitalismus vorherrschend oder das Patriarchat oder sind beide gar eine Symbiose eingegangen? Geschichtlich soll dies zuerst entlang der Entstehung dieser Verbindung untersucht werden, dann anhand zweier Versuche, diese ins Wanken zu bringen – sogenannte zweite Frauenbewegung und Sozialismus. Im dritten Teil folgt sodann eine knappe Untersuchung von Geschlecht und Klasse im aktuellen globalisierten Kapitalismus. Diese geschichtlichen und aktuellen Abrisse münden in einen abschließenden Teil, in dem die Ergebnisse knapp resümiert werden und ein Ausblick auf mögliche Gegenstrategien geworfen wird.
Die Hauptthese dieser Arbeit, die im Zuge der einzelnen Abschnitte exponiert und begründet wird, kommt passend in einem Zitat von Frigga Haug zum Ausdruck: „Zwei einander überlagernde Herrschaftsarten bestimmen den Fortgang der Geschichte, die der Verfügung über Arbeitskraft in der Lebensmittelproduktion und die der Männer über die Frauen in der ‚Reproduktion’. Das Ineinander macht, daß die Entwicklung der Menschen zugleich mit der Zerstörung ihrer Grundlagen voranschreitet, gestützt und getragen durch Geschlechterverhältnisse, in denen als Natur gerade das sozial Überformte aus Herrschaftsgründen behauptet wird und gerade dadurch die sinnlich-körperliche Substanz unterworfen wird.“[ii] Daß diese Zerstörungsarbeit gestoppt wird und die Menschheit in eine ‚menschliche’ Phase ihrer Entwicklung eintritt, ist eines der Anliegen einer neuen Politik. Auch hierfür soll diese Arbeit einen kleinen Beitrag leisten.
Generell kann man neben der religiösen Begründung drei traditionelle Deutungen unterscheiden, mit denen die Geschlechterdifferenz erklärt werden soll: Die erste, die man als essentialistisch bezeichnen kann, geht von einer biologischen Unterscheidung von Mann und Frau aus. Diese ist letztlich mit der Säkularisierung im 18. Jahrhundert entstanden, als althergebrachte, religiöse Erklärungsmuster abgelöst wurden durch eine naturalisierende Betrachtungsweise. Die zweite Variante legitimiert die Trennung der Geschlechter durch traditionelle Rollenverständnisse: „Das war schon immer so!“ Die soziale Ordnung wird als gegeben betrachtet und nicht hinterfragt, da sie der eigenen Identitätsbildung dient. Die liberale Lesart schließlich geht davon aus, daß die Geschlechtertrennung kulturell bedingt und durch Aufklärung als Akt subjektiver Identitätsbildung eine emanzipatorische Entwicklung möglich sei. Idealistisch werden die Strukturen nicht reflektiert, die den Trennungen zugrunde liegen.[iii] Gemein ist allen drei Deutungsversuchen, daß eine gesellschaftliche und historische Verortung [iv]nicht stattfindet.
Letztlich ist es aber in historischer Perspektive der Universalitätsanspruch der bürgerlichen Gesellschaft von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, der das Einfordern der Gleichberechtigung der Geschlechter erst möglich gemacht hat, da deutlich wurde, daß eine Gesellschaft, die diese drei Prinzipien für alle Menschen einforderte, nicht auf Dauer die Hälfte der Gesellschaft von diesen Rechten ausschließen kann.[v] Dabei geht allerdings die liberale Frauenbewegung davon aus, daß es ausreicht, gegen Beschränkungen einzutreten, die den Frauen die gleichen Rechte wie den Männern in der kapitalistischen Gesellschaft versagen. Radikale Änderungen an den sozialen Strukturen werden nicht in die Erwägungen einbezogen.[vi]
Dieser Arbeit liegt jedoch die Annahme zugrunde, daß die Geschlechterdifferenz auf einer historisch-sozialen Konstruktion beruht, die in den Strukturen unserer Gesellschaft fest verankert ist und in Wechselwirkung mit anderen Aspekten sozialer Trennungen steht. Um die kulturelle Komponente deutlich zu machen, wird im Englischen von ‚gender’, als gesellschaftlichem Geschlecht, in Abgrenzung zu ‚sex’ als biologischem Geschlecht gesprochen. Gehen einige TheoretikerInnen selbstverständlich davon aus, daß ‚gender’ eine kulturelle Interpretation der natürlichen Geschlechterdifferenz ist, wird in anderen Bereichen der Kulturwissenschaften ‚gender’ generell als Bezeichnung für die gesellschaftliche Konstruiertheit benutzt, ohne diese beiden Kategorien zu unterscheiden.[vii]
Um ‚gender’ in der gesellschaftlichen Einbindung und Genese zu betrachten, bieten sich nun mehrere Wege an. Sandra Harding etwa begreift ‚gender’ als eine Kategorie der wissenschaftlichen Analyse in Abgrenzung zur „biologischen Geschlechterdifferenz“[viii]. Apodiktisch formuliert auch Michèle Barrett, es werde „niemand abstreiten wollen, daß es zwischen den Geschlechtern physiologische Unterschiede“ gebe. Deshalb untersucht sie in ihrer Arbeit lediglich, „wie diese natürlichen Unterschiede durch gesellschaftliches Wirken der Menschen zu Trennungen ausgebaut werden.“[ix] Es wird also die Vorannahme getroffen, es gebe eine ‚natürlich’ Geschlechterdifferenz, die spezifisch kulturell interpretiert werde. ‚Sex’ selbst wird nicht als kulturell konstruiert wahrgenommen, sondern als ursprünglich neutrale Kategorie. Doch die Annahme, das Biologische sei nicht kulturell durchformt, erscheint als konstruierte Trennung.
Im Gegensatz zu dieser These gehe ich in dieser Arbeit davon aus, daß sowohl der geschlechtliche Körper als auch seine Wahrnehmung gesellschaftlich konstruiert sind. Das bedeutet, daß der Körper im Laufe der Geschichte geformt worden ist durch die gesellschaftlichen Ansprüche und Anforderungen und seine Wahrnehmung nur möglich ist durch ein Setting von kulturellen, historisch gewordenen Vorstellungen. Das heißt nicht, daß es nur eine Welt der Zeichen gibt, die sich aufeinander beziehen, ohne Bezug zu einer materiellen Realität, sondern im Gegenteil, daß die materielle Welt und ihre ideologischen Wahrnehmungsweisen in einem unmittelbaren Interaktionsverhältnis stehen, allein die Erkenntnis immer ideologisch geprägt ist.
Diese Auffassung steht im Widerspruch zu der Ansicht der FeministInnen, die ‚Frau-Sein’ als Identitätsbegriff fassen und der Ansicht sind, so zu denken bedeute letztlich eine Entkörperlichung und entziehe den Frauen ihre Legitimation zu gesellschaftlichem Handeln[x]. So wird die Naturalisierung der Geschlechterdifferenz zu einem Moment der Befreiung umdefiniert, die gesellschaftlichen Strukturen der Unterdrückung bleiben aber unangetastet. „‚Geschlecht’ als eine historisch bestimmte, gesellschaftlich-kulturelle Existenzweise“[xi] zu begreifen, ermöglicht es dem entgegen, die subjektivierende Identitätslogik zu durchbrechen. Demnach äußert sich die männliche Herrschaft sowohl in direkter physischer Gewalt als auch in den alltäglichen Normierungen, denen alle Gesellschaftsmitglieder unterworfen sind und die sie durch Akzeptanz dieser Grenzen immer wieder aufs Neue bestätigen. Indem sie in die gesellschaftlichen Strukturen eingeschrieben ist, ist patriarchale Herrschaft Bestandteil der symbolischen Gewalt, „jene[r] sanfte[n], für ihre Opfer unmerkliche[n], unsichtbare[n] Gewalt, die im wesentlichen über die rein symbolischen Wege der Kommunikation und des Erkennens, oder genauer des Verkennens, des Anerkennens oder, äußerstenfalls, des Gefühls ausgeübt wird.“[xii] So ist es auch zu erklären, daß in unserer Gesellschaft ‚geschlechtsspezifische’ Stereotype oft unhinterfragt akzeptiert werden und trotzdem der Eindruck entsteht, Gleichstellung sei bereits erreicht. Ihre Einforderung diene nur Sonderinteressen oder der Unterdrückung der Männer, indem Frauen spezifisch gesellschaftlich gefördert werden. Da Frauenunterdrückung soziale Wurzeln hat, liegt die Perspektive nicht darin, ‚Frau-Sein’ per se als Existenzweise zu begreifen, sondern Feminismus wieder als Bestandteil sozialer Bewegungen zu etablieren, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr setzen.
Die ‚natürliche’ Geschlechterdifferenz erscheint aufgrund der Biologisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse als der Ursprung gesellschaftlicher Teilungen, nicht als deren gesellschaftlich konstruiertes Ergebnis.[xiii] Damit wird sie genauso wie die Konkurrenz als vorherrschendes Prinzip des gesellschaftlichen Umgangs im Kapitalismus nicht als Konsequenz gesellschaftlicher Ausbeutungsverhältnisse wahrgenommen. Ihre vermeintliche Natürlichkeit dient ihrer Aufrechterhaltung und ist gesellschaftlich notwendiger Schein.
Dafür müssen die Beherrschten an die Naturhaftigkeit der männlichen Herrschaft glauben und diese nicht in Frage stellen. Ein System von informellen Regelungen ist notwendig, das, ohne direkt Gesetz oder offene Gewalt zu sein, das Leben der gesellschaftlichen Akteure bestimmt. Diese Regelungen werden für die Menschen im Zuge ihrer Sozialisation zu Bestandteilen des Habitus, der für sie handlungsleitend wird. Durch diesen Prozeß werden ihre Handlungen und Wahrnehmungen zu Akten der Anerkennung ihrer beherrschten Position. Dabei liegt keine bewußte Tätigkeit oder ein Wille zur Unterwerfung vor. „Die symbolische Macht kann ihre Wirkung nicht ohne den Beitrag derer entfalten, die ihr unterliegen und die ihr nur deshalb unterliegen, weil sie sie als solche konstruieren.“[xiv]
Um diesen Mechanismus zu illustrieren, mag ein analoges Beispiel aus dem Bereich der Ökonomie hilfreich sein: In der gegenwärtigen Diskussion über ‚Reformen’ des Sozialstaates, sprich seinen Abbau, wird häufig mit dem ‚Sachzwang’ argumentiert. Verschleiert wird dabei, daß er selbst von den Prinzipien des neoliberalen Systems produziert wird. Wenn er als gegeben akzeptiert und handlungsleitend für politische Entscheidungen wird, so wird letztlich das Prinzip der kapitalistischen Deregulierung durch die Antizipation des Ergebnisses reproduziert.
Um die Frage der Reproduktion patriarchaler Herrschaft zu beschreiben, ist es notwendig, den Begriff der Reproduktion auf die Gesamtheit des gesellschaftlichen Lebens anzuwenden[xv]. So kann man unterscheiden zwischen der Reproduktion des menschlichen Lebens (biologisch), der Reproduktion der Arbeitskraft (durch Befriedigung körperlicher und geistiger Bedürfnisse außerhalb der Sphäre der Lohnarbeit) und der gesellschaftlichen Reproduktion, mit der in allen Bereichen nach den vorherrschenden Arten der reproduktiven Tätigkeit und ihren Verbindungen zueinander gefragt wird[xvi]. An dieser Stelle geht es darum, wie die männliche Herrschaft in den sozialen Strukturen reproduziert wird. Hierbei greife ich insbesondere auf die Ergebnisse der Studien Pierre Bourdieus zurück, die in dem Band „Die männliche Herrschaft“ veröffentlicht sind[xvii].
Nach Bourdieu ist die gesamte moderne Gesellschaft nach binären Optionen organisiert – herrschend/beherrscht, gut/böse usw. Die Opposition männlich/weiblich durchzieht als eine grundlegende Trennung die gesamte soziale Welt und findet ihre Entsprechung in Entgegensetzungen wie hart/weich, oben/unten, Vernunft/Gefühl, stark/schwach, aktiv/passiv, Macht/Ohnmacht[xviii]. So werden bestimmte Zuordnungen getroffen, die den Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen. Diese werden in der Regel nicht bewußt vermittelt, sondern durch bestimmte informelle Verhaltensanleitungen, die von frühester Kindheit an ‚erlernt’ werden, dem Habitus der einzelnen Menschen zu eigen. Offiziell als Benimmregeln für ‚höhere Töchter’ noch vorhanden und durch unzählige Gala- und Klatschzeitungen auch den ‚einfachen Leuten’ nahegebracht, werden die ‚natürlichen’ Grenzen in Kleidung, Benehmen und Körperhaltung deutlich: Etwa darin, daß Frauen nicht beim Sitzen die Beine übereinanderzuschlagen oder sich in Diskussionen zurückhaltend zu zeigen haben (was sich auf der anderen Seite durch dominantes männliches Redeverhalten äußern kann).[xix] Sicher erwächst auch das, was unter ‚weiblicher Intuition’ verstanden wird, nicht aus einer genetischen Komponente, sondern daraus, daß Frauen sich in der beherrschten Position jahrhundertelang einzustellen hatten auf das Befriedigen von Bedürfnissen, die ihnen äußerlich sind[xx]. Dabei sind Männer nicht die autonom und bewußt Herrschenden, sondern folgen auch ihren Rollenbildern und reproduzieren diese häufig ungewollt.
Durch Werbung, Zeitschriften[xxi] oder Filme werden Idealvorstellungen konstituiert, die Frauen und Männern als Leitbilder präsentiert werden und die sie als Vervollkommnung von ‚Weiblichkeit’ oder ‚Männlichkeit’ anstreben sollen. So geraten besonders Frauen in ein beherrschtes Verhältnis zu ihrem Körper, weil sie dieses imaginäre Bild nie erreichen[xxii]. Körper und Sexualität werden im neoliberalen Kapitalismus zu ökonomischen Größen, die rein auf ihre Verwertbarkeit reduziert werden. Die präsentierten Klischees und ‚Vorbilder’ sind in der Regel herrschaftskonform beschaffen.
So sind auch romantisierte Bilder der Liebe nicht frei von sozialen Herrschaftsstrukturen, die aber als objektive auftreten. Die Partnerwahl beispielsweise wird noch durch dominante Auffassungen bestimmt, eine Frau müsse einen Mann haben, der körperlich größer, stärker und älter ist, um sie zu beschützen. Andere Paarbildungen gelten häufig als lächerlich und werden öffentlich stigmatisiert[xxiii]. Liebe, die in kontrollierten, von der Gesellschaft vorgegebenen Bahnen verläuft, ohne diese zu hinterfragen, ist so letztlich „akzeptierte Herrschaft, die als solche verkannt und in der glücklichen Leidenschaft praktisch anerkannt wird.“[xxiv] Der Ideologie der romantischen Liebe steht in der Realität Gewalt gegen Frauen in und außerhalb der Ehe, Zwangsprostitution, Klitorisbeschneidung usw. entgegen.
In dieser Weise normiert die herrschende Sozialordnung nicht nur unser Denken und Verhalten, sondern auch unsere Körper. Auch die physiologische Geschlechterdifferenz ist nicht ‚natürlich’, in dem Sinne, daß sie per se neutral wäre, sondern wird vom herrschenden heteronormativen Diskurs hervorgebracht.[xxv] Der Körper ist in zweierlei Hinsicht determiniert: zum einen in seinen Maßen, seiner Konstitution und Lebenserwartung, abhängig von seinen Produktions- und Reproduktionsbedingungen[xxvi], zum anderen durch die gesellschaftliche Wahrnehmung und die informellen Normen, die das Körpergefühl und Denken über Körperlichkeit beeinflussen. Dementsprechend ist auch der Körper Signum der Positionierung des Akteurs in den sozialen Machtverhältnissen.[xxvii] Die gesellschaftliche Konstruktionsarbeit soll alles, was nicht eindeutig zuordenbar ist, auf den binären Gegensatz von Mann – Frau zurückführen[xxviii].
Dabei ist spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts bekannt, daß auch biologisch keine klare Trennung der Geschlechter feststellbar ist, sondern in einem Menschen verschiedene Merkmale existieren, die selten miteinander harmonieren: „In der Sexualwissenschaft spricht man schon seit langem nicht mehr davon, daß die Geschlechtszugehörigkeit des Menschen aus seinen primären und sekundären Geschlechtsorganen entnommen werden kann, sondern unterschiedet zwischen 9 und 13 verschiedene Faktoren, die seinen tatsächlichen sexuellen Status bestimmen.“[xxix] „Chromosonales, pränatal hormonales, inneres morphologisches, äußeres morphologisches, pubertär hormonelles, dargestelltes sowie innerlich empfundenes Geschlecht müssen in keiner Weise übereinstimmen.“[xxx] Dies wird auch durch evolutionsgeschichtliche Forschungen bestätigt, daß die archäologischen Funde von Menschenskeletten je älter sie sind, desto weniger im Körperbau differieren. Daraus läßt sich schließen, daß die Geschlechterdifferenzierung erst Folge der kulturellen Entwicklung und der damit einhergehenden zunehmenden geschlechtlichen Arbeitsteilung ist. „Das Problem der Geschlechtsdifferenzierung ist beim Menschen also weder genetisch bedingt noch morphologisch unveränderlich.“[xxxi] ‚Weiblichkeit’ und ‚Männlichkeit’ in physischer wie sozialer Hinsicht sind Ergebnis kultureller Formierung im Prozeß der Onto- und Phylogenese. So ist weder in bezug auf ‚sex’ noch auf ‚gender’ – geht man denn von dieser Trennung zwischen sexuellem Geschlecht und Geschlechtsrolle aus – von einer geschlechtlichen ‚Normalität’ zu sprechen, die außerhalb historischer und kultureller Gewordenheit existiert[xxxii].
Wenn man nach der historischen Genese der Frauenunterdrückung fragt, gehört dazu, den Zusammenhang mit der jeweiligen Gesellschaftsform zu analysieren. Dabei ist ein zentraler Streitpunkt, ob Frauenunterdrückung vom Kapitalismus produziert wird oder ein Phänomen ist, das eigenständig existiert. In überkommenen Termini ist das der Streit, ob die kapitalistische Produktionsweise den Hauptwiderspruch – den zwischen Kapital und Arbeit – konstituiere, der Gegensatz zwischen Mann und Frau dagegen nur ein Nebenwiderspruch sei, der mit der Überwindung des Kapitalismus automatisch sein Ende finde.
Unstrittig ist, daß die Aufrechterhaltung des Kapitalismus als Produktionsweise nur möglich ist mithilfe der verschiedenen (meist unbezahlten) Arten der Reproduktion der Arbeitskraft, angefangen von der Essensbereitung, über Kindererziehung bis hin zur Einhegung der sexuellen Bedürfnisse. Ohne diese in der Sphäre des Privaten, von Frauen repräsentierten und ausgeübten Tätigkeiten „könnte der Kapitalismus gar nicht funktionieren.“[xxxiii]
In der Beschreibung des Verhältnisses von Geschlecht und Klasse differieren die Ausführungen aber grundlegend. So kann man grob drei verschiedene Modelle unterscheiden, die so in der Literatur nicht in Reinform, sondern in verschiedenen Gewichtungen vorkommen[xxxiv]: Eine ökonomistisch orientierte Richtung des Marxismus geht davon aus, daß der Begriff des Geschlechts dem der Klasse untergeordnet ist. Das Patriarchat als Merkmal von Klassengesellschaften erfülle die Funktion, die Arbeitskosten der Frauen gering zu halten bzw. sie als ‚Haussklaverei’ zu negieren[xxxv]. Diese Einschätzung legt einen Basis-Überbau-Determinismus zugrunde, der die Geschlechterverhältnisse als Elemente des Überbaus dem Kapitalverhältnis als Basis unterordnet. Die Aussage von Friedrich Engels, daß mit der „Beseitigung der kapitalistischen Produktion und der durch sie geschaffnen Eigentumsverhältnisse alle die ökonomischen Nebenrücksichten“ wegfallen würden, „die jetzt noch einen so mächtigen Einfluß auf die Gattenwahl ausüben“[xxxvi], dient als ein Beleg für diese These.
Die amerikanische Philosophin Sandra Harding geht jedoch davon aus, daß die menschliche Gesellschaft und die Umwelt seit Menschengedenken „durch geschlechtsspezifische Bedeutungen strukturiert“ sei, aus denen „sich historisch je besondere Institutionen und Bedeutungen als Organisationsformen von Rasse, Klasse und Kultur herausbildeten.“[xxxvii] Geschlechterverhältnisse sind demnach die vorgängigen gesellschaftlichen Verhältnisse, auf denen sich erst die anderen Formen des menschlichen Austausches bzw. der Klassifizierung konstituierten.
Hanna Schissler zufolge ist die patriarchale Herrschaft nicht lediglich ein atavistisches Überbleibsel, sondern „systematisch in die Industriegesellschaft eingebaut“[xxxviii]. Kapitalismus und Frauenunterdrückung als zwei eigenständige Systeme gingen eine Verbindung miteinander ein und beeinflußten sich gegenseitig. Dieser dritten synthetisierenden Variante zufolge ist die Fragestellung feministischer Forschung die nach der spezifischen Form des Geschlechterverhältnisses im Kapitalismus. Die Geschlechtertrennung wird nicht als kapitalistisch erzeugtes, aber in jenen integriertes Schema begriffen. Nach Frigga Haug werden im Kapitalismus die Geschlechterverhältnisse selbst zu Produktionsverhältnissen, jedoch nicht im Sinne strenger ökonomischer Produktion, sondern der Produktion des gesellschaftlichen Lebens, die „mit Politik und Ideologie verbunden, juristisch verfaßt, moralisch formiert und auf allen diesen Ebenen in Geschlechterverhältnissen konfiguriert ist.“[xxxix]
In diesem Sinne weitergedacht haben amerikanische Forscherinnen, die seit den 90er Jahren versuchen, unter dem Label „materialistischer Feminismus“ die Analyse von Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnissen und die Perspektive ihrer Überwindung wieder in feministische Studien zu integrieren. Eine grundlegende Definition des materialistischen Feminismus wurde 1995 auf der Internet-Diskussionliste „MATFEM“ dargelegt: „Der materialistische Feminismus verlangt, daß Klassenunterschiede, Arbeitsteilung und Staatsmacht sowie die durch Geschlechtsrolle, rassische, nationale und sexuelle Merkmale bedingten Subjektivitäten, Körper und Wissensformen als entscheidend für die gesellschaftliche Produktion berücksichtigt werden. […] Diese systematische Perspektive – das Argument, daß die Materialität des Gesellschaftlichen aus Klassenunterschieden, Arbeitsteilung, Staatsmacht und Ideologie besteht – ist eines der wichtigsten Kennzeichen der materialistisch feministischen Analyse.“[xl]
Hier ist auch schon der Unterschied zu einer marxistischen Analyse benannt: Die Ideologie wird selbst als Materialität aufgefaßt, die Trennung zwischen Basis und Überbau wird aufgehoben. Auch wenn im Marxismus hinlänglich bekannt ist, daß Ideologie zur materiellen Gewalt werden kann und eben nicht nur das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein bestimmt, sondern die Menschen ihre eigene Geschichte machen – „unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen“ –, die Dialektik von Basis und Überbau also zu den gesellschaftlichen Bewegungsgesetzen des Marxismus gehört, so ist doch fraglich, ob eine völlige Aufhebung der Unterscheidung dieser beiden Bereiche hilfreich ist.
Und so sind auch die Vertreterinnen des materialistischen Feminismus in ihrer Analyse nicht ganz konsequent, denn eine ihrer Vordenkerinnen, Rosemary Hennessy, sieht den „Nutzen des Marxismus für den Feminismus […] darin, daß er das Gesellschaftliche […] als ein Ensemble ökonomischer, politischer und ideologischer Einrichtungen“[xli] versteht. Die Innovation besteht allerdings in der Integration poststrukturalistischer Ansätze, die auf die „materiality of language“[xlii] verweisen und so auf die Bedeutung sprachlicher Diskurse bei der Formierung von Identitäten. Obwohl aber materialistische FeministInnen davon ausgehen, daß die historischen Akteure diskursiv hergestellt, also von den historisch gewordenen und jeweils aktuell hegemonialen Ideologieformationen geprägt werden, weisen sie postmoderne Ansätze zurück, die Realität auf ein „intertextuelles Spiel“ von ortlosen Diskursen reduzieren. Im Gegenteil müsse „die Gesellschaftsveränderung das Ziel feministischer Analyse sein“[xliii].
Von der Festigung der Herrschaftsverhältnisse…
Die männliche Herrschaft hat sich über die Jahrhunderte gehalten, weil es ihr gelungen ist, sich als ‚natürliche’ Unterscheidung zu gerieren in einem Akt „geschichtliche[r] EntHistorisierungsarbeit“[xliv]. Determinierte das Patriarchat ursprünglich alle Formen des gesellschaftlichen Austausches und der Kommunikation, gewannen mit dem Übergang in den Kapitalismus vor allem abstrakt ökonomische Formen des gesellschaftlichen Austausches an Bedeutung und Verwandtschafts- wurden durch Klassenstrukturen abgelöst[xlv]. Nach Engels fällt der „erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, […] zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus von Mann und Weib in der Einzelehe, und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche.“[xlvi] Seiner Ansicht nach spiegeln sich in der Einzelehe, die zur sozialen Einheit wird, die Widersprüche der in Beherrschte und Herrschende gespaltenen Gesellschaft wider[xlvii].
Die Verbindung von Geschlechterverhältnissen zur jeweiligen Form des gesellschaftlichen Austausches wird schon in der Heiratspolitik der Standesgesellschaften deutlich, in der durch „Heiratskontrollen“ geprüft wurde, ob die Verbindung „standesgemäß“ sei und ausreichende wirtschaftliche Mittel vorhanden seien. Allerdings spielte dies nur in einem Teil der Gesellschaft eine Rolle, die über Besitztümer verfügte. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war arm und mittellos und lebte in direkten Abhängigkeitsverhältnissen zu ihren Herrschaften.[xlviii]
Doch die Wurzeln des Diskurses, der die „unbedingte Herrschaft der Männer über das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz“[xlix] konstituieren soll, gehen wesentlich weiter zurück. Sie sind bereits im Alten Testament zu finden. Nach dem ersten Buch Mose wird Adam von Gott zuerst geschaffen. Um seine Gefährtin zu kreieren, nimmt Gott von Adam „seiner Rippen eine“[l]. Auffällig ist, daß die Herrschaft des Mannes über die Frau und ihre Differenz nicht körperlich begründet werden: „und sie werden sein ein Fleisch“[li]. Vielmehr ist es die Macht Gottes, die der Frau die beherrschte Position zuweist: „und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.“[lii] So ist es dann in der Konsequenz Adam, der die Benennungskraft über seine Frau hat, in der sich seine unumschränkte Macht ihr gegenüber ausdrückt, wenn er „sein Weib Eva“ heißt[liii].
Von der Gleichheit der Geschlechter in körperlicher Hinsicht ging auch der Theologe Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert aus, wenn er postulierte, daß „Mann und Frau […] gleicher Art“[liv] seien. Trotzdem sei der „Mann das Haupt des Weibes“, denn „im Manne überwiegt von Natur aus die Unterscheidungskraft des Verstandes.“[lv] Diese ‚natürliche’ Verschiedenheit, obwohl „die im männlichen Samen sich vorfindende Kraft“ darauf abziele „ein dem männlichen Geschlechte nach ihr vollkommen ähnliches hervorzubringen“, leitet er unter Bezug auf Aristoteles aus einer „Schwäche der wirkenden Kraft wegen schlechter Verfassung des Stoffes oder auch wegen einer von außen bewirkten Veränderung z.B. den feuchten Südwinden“ her. Demzufolge ist in der kirchlichen Sichtweise Thomas von Aquins „das Weib etwas Mangelhaftes und eine Zufallserscheinung“[lvi]. Dieselbe Konstruktion, die bis in unsere Zeit wirkt, findet man auch beim Reformator Martin Luther, der den „Weibern“ einen Mangel an „Stärk und Kräften des Leibes und am Verstande“[lvii] zusprach. Daraus leitet Luther die Trennung von privater und öffentlicher Sphäre ab, da „das Weib geschaffen ist zur Haushaltung, der Mann aber zur Policey[lviii], zu weltlichem Regiment“[lix].
Diese Spaltung des gesellschaftlichen Wirkens von Mann und Frau, die hier angelegt ist, fand zu Luthers Zeit noch nicht ihre volle Ausprägung, da in der ständisch organisierten Gesellschaft häufig Produktion und Reproduktion in der familiären Sphäre der Großfamilie stattfanden, in Abhängigkeit von Feudalherren und später in der Zeit der Protoindustrialisierung vom Verleger[lx]. Erst zwei Vorgänge im Zuge der Aufklärung sowie der Mechanisierung und beginnenden Industrialisierung im 17. und 18. Jahrhundert schufen die Voraussetzunge für die Form der Teilungen und Klassifizierungen, die die Geschlechtertrennung im Kapitalismus annimmt: die Biologisierung des Gesellschaftlichen und die Ablösung religiöser durch wissenschaftliche Erklärungen[lxi] sowie die Trennung von Produktions- als öffentlichem und Reproduktionssphäre als privatem Bereich. Durch die Verlagerung der Produktion aus dem Haushalt in die Manufakturen und Fabriken wird die Reproduktion zu einer privaten Angelegenheit, die der Einhegung bedarf durch soziale Regelungsmechanismen[lxii]. Die persönliche Herrschaft wird zunehmend durch abstrakte Verhältnisse der Wertvergesellschaftung ersetzt und die direkte Herrschaft des Mannes über die Frau verwandelt sich in ein abstraktes gesellschaftlich-naturalisiertes Prinzip, das die Bereiche der Produktion und Reproduktion durchzieht[lxiii].
Im Übergang zur bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft kommt es zur gesellschaftlichen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Da die Frau in der Sphäre der Reproduktion tätig ist, die nicht unmittelbar zur Erwirtschaftung eines Mehrwerts beiträgt, wird ihre Tätigkeit nicht als Arbeit anerkannt[lxiv]. Dieser Wandel des Arbeitsbegriffs hin zur Arbeit als geldwerter Leistung findet sich auch in modernen Lexika, in denen definiert wird, sie sei „jede auf ein wirtsch. Ziel gerichtete, planmäßige Tätigkeit des Menschen, gleichgültig ob geistige oder körperl. Kräfte eingesetzt werden.“[lxv] Noch deutlicher findet sich dies im Artikel „Arbeit“ in Meyers Konversations-Lexikon von 1896, in dem die „Leistungsfähigkeit eines Volkes“ untersucht wird. Nachdem bereits Krankheit, Invalidität und Geisteskrankheit abgezogen wurden und festgestellt ist, daß von 100 Personen 50 nicht produktiv tätig sind, wird das Ergebnis präsentiert: „Thatsächlich ist aber die Zahl der wirklichen und erwerbenden Arbeiter nicht so groß, insbesondere aber ist weit kleiner die Zahl derjenigen Personen, welche mit solchen Arbeiten beschäftigt sind, deren Ergebnis zum Unterhalt der Gesamtheit und zur direkten Steigerung ihrer Wohlfahrt dient. So würde als sich nicht mit positivem Erwerb befassend ein großer Teil des weiblichen Geschlechts in Abzug kommen.“[lxvi]
Um Frauen in dieser beherrschten Stellung zu belassen, wird ihnen von Kindesbeinen an das Gefühl ihrer Ohnmacht als Zwang zur ‚Weiblichkeit’ antrainiert. Virginia Woolf beschreibt diesen Umstand, den sie als „Engel im Hause“ charakterisiert, treffend: „[Der Engel] war so beschaffen, daß er selbst nie eine Meinung oder einen Wunsch hatte, dafür jedoch immer mit den Meinungen und Wünschen der anderen im Einklang stand. Vor allem aber war er […] rein und unschuldig. Seine Reinheit galt als das Hauptmerkmal seiner Schönheit – sein Erröten, sein großer Liebreiz.“[lxvii] Der Ausruf „Dem Mann der Staat, der Frau die Familie!“, mit dem der Artikel zur „Frauenfrage“ endet, wird in dem Lexikon von 1896 dementsprechend damit begründet, daß die „geistige Individualität der Frau sowie das bei ihr vorherrschende Gemütsleben […] sie für eine thätige Teilnahme am öffentlichen Leben wenig geeignet erscheinen“[lxviii] lassen. Doch auch nach dem Aufbruch der Frauenbewegungen im 20. Jahrhundert findet sich in dem Artikel „Frau“ zwar die Erkenntnis, daß physiologische Unterschiede „zurückhaltend zu interpretieren“ seien, jedoch wird das als gegeben angesehen, was über die Jahrhunderte durch die Frauenunterdrückung fundamentiert worden ist: „Die Frau scheint jedoch eher zu emotionalem Verhalten zu neigen und zeigt häufig mehr Personeninteresse. Für Begabungen scheinen gewisse Unterschiede zu bestehen, mit geringerer naturwiss. und größerer sprachl. Begabung im weibl. Geschlecht.“[lxix]
Dieser Begriff von ‚Weiblichkeit’ als Ideal, der tief in der menschlichen Geschichte verankert ist, existiert noch in vielen Weiblichkeitsvorstellungen. Auch wenn die Emanzipationsbestrebungen sicher viele Rollenklischees ins Wanken gebracht haben, in der Öffentlichkeit scheinen sie in einigen Bereichen eine Renaissance zu erleben, auch weil es in Deutschland so etwas wie eine fortschrittliche Frauenbewegung kaum noch gibt oder diese längst vom gesellschaftlichen Mainstream assimiliert worden ist.
Im Zuge feministischer Bewegungen wurde schrittweise die Selbstverständlichkeit patriarchaler Herrschaft infragegestellt, ebenso wie die reale soziale Stellung der Frauen im Prozeß der gesellschaftlichen Reproduktion. Ausgehend vom bürgerlichen Gleichheitsversprechen, wurde seit dem 19. Jahrhundert die rechtliche und faktische Gleichstellung eingefordert.[lxx] In der sozialistischen Frauenbewegung wurde davon ausgegangen, daß mit der Umwälzung der Produktionsverhältnisse die Bedingung für die vollständige Emanzipation der Frauen geschaffen würde. Von sozialistischen TheoretikerInnen und PolitikerInnen wurde dies Thema zwar teilweise stiefmütterlich (!) behandelt, aber dennoch postuliert, daß die „volle Emanzipation der Frau und ihre Gleichstellung mit dem Mann […] eins der Ziele unserer Kulturentwicklung“ seien[lxxi]. Hier ist nicht der Platz, auf die gesamte Geschichte der Frauenbewegung einzugehen; dennoch soll kurz auf die sogenannte zweite Frauenbewegung sowie auf die Stellung der Frau in den sozialistischen Staaten bezug genommen werden.
Im Zuge der sozialen Proteste in den sechziger Jahren erwuchs in Amerika eine zweite Phase der Frauenbewegung. Ihre ökonomischen Wurzeln hatte sie in der zunehmenden Einbeziehung von Frauen in den Produktionsprozeß infolge des Zweiten Weltkriegs und des „New Deal“. Die Voraussage Marxens, die „große Industrie“ schaffe „die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter“[lxxii] bewahrheitete sich teilweise. Hier erhielt der sozialistische Feminismus neue Impulse, der sich vordringlich auf die Bereiche Klasse, Arbeit und Familie fokussierte, sowie der radikale Feminismus, der vom Patriarchat als zentralem Unterdrückungsverhältnis ausgeht und Lösungsansätze in der sexuellen Befreiung, Selbsthilfegruppen, Frauenplena u.a. sieht.[lxxiii] Beide verbanden den Kampf gegen Homophobie und Frauenunterdrückung mit der Perspektive einer revolutionären Überwindung des Systems als Ganzes, hier des kapitalistischen, dort des patriarchalen[lxxiv].
In Deutschland griff die Kritik am traditionellen Feminismus etwas langsamer. Doch auch hier war der zentrale Kritikpunkt, der Feminismus ignoriere Klassen- und ‚Rassen’unterschiede und konstruiere einen essentialistischen Frauenbegriff[lxxv]. Trotzdem spielte in den siebziger und achtziger Jahren die Analyse der „Interdependenz von Klassen- und Geschlechterverhältnis“ in der klassischen Frauenforschung eine untergeordnete Rolle und fand eher in den Randbereichen des wissenschaftlichen Feldes statt[lxxvi]. Gleichzeitig zeichnete sich bereits in den Achtzigern, auch in Verbindung mit dem Ansteigen der Arbeitslosenzahlen, ein ideologischer ‚backlash’ durch das Wirken konservativer Kräfte ab, der auf das Eindringen von Frauen in die männlich beherrschte Berufswelt mit dem Vorwurf des Karrierismus und der Forderung zur Rückkehr zu traditionellen Familienwerten auftrat[lxxvii]. Doch die wachsende Distanz der Frauen zu Haushalt und Reproduktionssphäre durch bessere Betreuungsmöglichkeiten, Bildungszugang, Verbesserungen bei der Verhütung sowie Veränderungen in Sexualität und Familienstruktur waren nicht mehr rückgängig zu machen[lxxviii].
In den realsozialistischen Staaten wurden in der Frauenemanzipation, was die Beteiligung am öffentlichen Leben und dem wirtschaftlichen Produktionsprozeß betrifft, größere Fortschritte gemacht als in den Ländern des Westblocks. Das betraf beispielsweise in der DDR die Einrichtung von Kindergartenplätzen und die Förderung ökonomischer Unabhängigkeit von Frauen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten, oder die Kostenfreiheit der Mittel zur Schwangerschaftsverhütung. Auch wenn das Ziel der Gleichberechtigung von Mann und Frau im Sozialismus als gegeben und als Nebenwiderspruch mit dem Hauptwiderspruch als erledigt betrachtet wurde, oder noch vorhandene dem widersprechende Strukturen als ‚Überreste’ des kapitalistischen Systems, entwickelte sich dennoch „auf der Basis ökonomischer Unabhängigkeit, eigener Entscheidungsfindung über Schwangerschaftsverhütung und -abbruch sowie einem hohen Bildungs- und Qualifikationsniveau tatsächlich ein hohes Maß an möglicher Selbstbestimmung, Selbstwertgefühl, Souveränität und Sachkompetenz vieler DDR-Frauen.“[lxxix]
Am Beispiel der ČSSR beschreibt Hana Havelková aus ihren Erfahrungen ähnliches: Es habe eine spürbare materielle Besserstellung der Frauen stattgefunden. Diese hätten die Bereiche der Arbeit, der Bildung, der Kinderbetreuung und der Sexualpolitik betroffen. 1971 sei im Vergleich zu den Ländern des Westens im Beruf die Zahl der beschäftigten Frauen auf 47 Prozent angewachsen. Dennoch habe bei den Frauen ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber einem Staat existiert, der die Gleichstellung dekretierte und ihnen wenig Freiräume ließ, sie sich selbst zu erkämpfen.[lxxx] Den Prozeß nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus beschreibt sie als „‚de-egalitarianization’ […], visible in conspicuous trends in income differentiations.“[lxxxi]
Mit dem Aufkommen des Neoliberalismus in Deutschland und seinem Siegeszug seit 1989 werden schrittweise alle vormals kollektiv abgesicherten Bereiche in die vorgebliche Verantwortung des Einzelnen gelegt. Der Umgang mit dem Körper und der Sexualität scheint freier denn je. In den Medien und in der Werbung wird uns ein Bild einer individualisierten und glücklichen Welt vorgeführt. Doch letztlich sind die Herrschaftsstrukturen noch immer vorhanden, werden nur durch eine kulturindustrielle Decke verborgen. Die Darstellung von ‚Weiblichkeit’ in der Werbung ist in den meisten Fällen noch immer vom männlichen Blick bestimmt. Frauen werden auf ihre Funktion als Spektakel reduziert.[lxxxii]
Die Postmoderne hat im Zuge der 1990er als hegemoniale Ideologie breit fußgefaßt. Der Vereinzelung entspricht eine Theorie, die die Analyse von Ausbeutung und Klassenverhältnissen durch eine Politik des Begehrens und des subjektlosen Diskurses ersetzt und kollektive Handlungsfähigkeit negiert.[lxxxiii] So fungieren postmoderne Theorien als spezifische Formen der kapitalistischen Krisenbewältigung, die sich subversiv gerieren, aber unter dem Signum von Differenz und Pluralismus die Fortsetzung der Ausbeutung erlauben und Gegenkonzepte diskreditieren[lxxxiv]. Zwar haben postmoderne Analysen zu einer wichtigen Neueinschätzung der Rolle von Sprache bei der Hervorbringung sozialer Realitäten geführt. Jedoch wird durch die Reduktion gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse auf Zeichensysteme das Bewußtsein der materiellen Determinierung von Gesellschaft und Körpern vernachlässigt. Der Versuch der Überwindung der Unterdrückung durch bloße Performanz läßt die gesellschaftlichen Strukturen unangetastet[lxxxv].
War es auch zu Hochzeiten der Arbeiterbewegung schwierig, von einem seiner selbst bewußten Proletariat zu sprechen, so ist dies in der Zeit der Flexi-Identitäten um so schwieriger geworden. Frauen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie niedrig angesiedelt sind, wird ein Ideal von angepaßter ‚Weiblichkeit’ nahegelegt, das ihrem sozialen Status nicht entspricht. Sie versuchen zu verhindern, als Angehörige der Arbeiterklasse bzw. der ‚Unterschichten’ wahrgenommen zu werden, und investieren dafür viel Geld in ihre Körper, Kleidung und Haushalte. Von diesem Standpunkt aus ist es unwahrscheinlich, daß ihre Performanz zu „class politics, to class organization or even to class consciousness of a directly articulated form” führt[lxxxvi].
Wenn es heute um Geschlechter- bzw. Gender-Politik geht, so wird diese wesentlich auf die rechtliche und formale Gleichstellung der Frauen im Beruf und die Anerkennung nicht heterosexueller Lebensweisen beschränkt. Gefragt ist nicht die Analyse als Herrschaftsverhältnis, sondern die Eingliederung in die ‚Normalität’ der bürgerlichen Gesellschaft.[lxxxvii] Beste Beispiele finden sich in der Schwulenbewegung in der Kommerzialisierung des Christopher Street Days – bei dem in Hamburg Ole von Beust und in Berlin Klaus Wowereit als Schirmherr fungiert, die beide ansonsten durch und durch herrschaftskonforme Positionen vertreten, denkt man an die restriktive Abschiebepraxis beider Bundesländer oder deren Privatisierungs- und Sozialpolitik. Der Ruf, homosexuelle Partnerschaften heterosexuellen gleichzustellen, ignoriert letztlich die Funktion der Eingliederung in die bürgerliche Gesellschaft, die die Ehe auch heute noch zum großen Teil übernimmt. So gilt auch hierfür, was Engels zur Forderung nach rechtlicher Gleichstellung von Mann und Frau gesagt hat: „Die rechtliche Ungleichheit beider, die uns aus früheren Gesellschaftszuständen vererbt, ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung der ökonomischen Unterdrückung der Frau.“[lxxxviii] Damit ist nicht gesagt, daß die rechtliche Gleichstellung nicht erstrebenswert wäre. Allein eine Politik, die die zugrunde liegenden Strukturen nicht angreift, trägt letztlich selbst zur Aufrechterhaltung der Unterdrückung bei. Das ursprünglich subversive Ziel wird zum Ruf nach dem Platz „at the ruling class’s table“[lxxxix].
Frigga Haug meint, im Neoliberalismus gelte die Behauptung, jeder habe die Möglichkeit, nach seinem eigenen Bestreben glücklich zu werden, für alle Gesellschaftsmitglieder, gleich ob Frauen, MigrantInnen oder andere vorherig benachteiligte. Wichtig für die Verwertungsinteressen sei nur, „daß sie keine Verantwortung für andere tragen müssen, also unpolitische Singles sind.“[xc] Dies mag innerhalb der Ideologie stimmig sein, aber die gesellschaftlichen Verhältnisse, sie sind nicht so.
Zwar ist es in den westlichen Industriestaaten Frauen aus gehobenen Schichten vielerorts gelungen, in die männliche Arbeitswelt vorzudringen und in mittleren Positionen fußzufassen. Trotzdem wird ihre Tätigkeit in Führungspositionen weiterhin geringgeschätzt. Als Beispiel sei hier nur erwähnt, daß es zwar die Rede von ‚Karrierefrauen’ gibt, ein Diskurs über ‚Karrieremänner’ aber nicht existent ist. Frauen wird es angelastet, wenn sie zugunsten ihres persönlichen Fortkommens ihre ‚natürliche’ Funktion als Mutter und Ernährerin ‚vernachlässigen’, für Männer ist dagegen die Karriere die eigentliche Bestätigung – Männer, die die Hausarbeit und die Kindererziehung übernehmen, finden in der Regel wenig Anerkennung, wenn sie nicht gar als unmännlich und ‚weibisch’ deklassiert werden. Die flexible Identität der Frauen wird in den kapitalistischen Zentren zwar gefordert und der androgyne Charakter der Arbeit behauptet – trotzdem bleiben Frauen durch neue Formen der strukturellen Gewalt weiterhin benachteiligt[xci]. So ist die Rede von den Kapital-Herren zwar althergebracht, aber immer noch treffend, denn in den 500 führenden Unternehmen der Welt sind Frauen lediglich zu drei Prozent in Leitungspositionen vertreten[xcii]. Es ist also immer noch so, daß Frauen sich in jeder gesellschaftlichen Position – außer eben in Haushalt und Erziehung – stärker anstrengen müssen als Männer, die ökonomische und kulturelle Trennung trotz aller Fortschritte aber erhalten bleibt[xciii].
Letztlich sind Frauen zunehmend von den Prinzipien der ökonomischen Vergesellschaftung betroffen: Zum einen sind sie verstärkt der Trennung von Privat- und öffentlicher Sphäre ausgesetzt, da sie der Bindung an den klassischen Familienernährer verlustig gegangen sind, aber trotzdem den Spagat zwischen den an sie gerichteten Anforderungen an ihre ‚Weiblichkeit’ und ihren eigenen Wünschen und Lebensplanungen aushalten müssen. Zum anderen herrscht auch unter den Mitgliedern des ‚weiblichen Geschlechts’ die Trennung nach dem Grad der Qualifikation und dem sozialem Status. Die Entsolidarisierung wächst sogar entsprechend der Entrechtlichung der Arbeitsverhältnisse und dem zunehmenden Konkurrenzdruck. Die Rede von der angeblichen ‚Frauensolidarität’ entpuppt sich als Scheinbild, daß der Realität nicht standhält und dieser wohl auch nie entsprochen hat. Vielmehr ist die neoliberal geformte Gesellschaft charakterisiert durch die Entgegensetzung von ideologischen Heilsversprechen und der realen sozialen Spaltung der Gesellschaft: Hier wird die „Widersprüchlichkeit einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung [deutlich], die sich in zunehmender Verarmung und gleichzeitiger Konsumorientierung zeigt.“[xciv]
Wenn Frauenarbeit weiterhin wesentlich schlechter bezahlt und damit – da sich Wertschätzung in Geld materialisiert – geschlechtsspezifisch abgewertet wird, so funktionalisiert das Kapital bestehende Sozialordnungen zum Zwecke der Gewinnmaximierung – in Deutschland beispielsweise liegt das Lohnniveau von Frauen durchschnittlich 30 Prozent unter dem der Männer, der Großteil der von Armut Betroffenen sind ‚alleinstehende’ Frauen[xcv]. Und gerade durch die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse bildet sich global ein „neues weibliches Proletariat“[xcvi] heran. Während es in den kapitalistischen Zentren noch ein vergleichsweise hohes Maß an sozialer Absicherung, Bildungschancen und Partizipationsmöglichkeiten gibt, wächst in den Peripherien der Weltproduktion die Deklassierung von Frauen. Nicht nur daß sie (wenn sie sie in die besitzenden Länder kommen) als Migrantinnen z.B. als Dienstmädchen, Putzkräfte oder Prostituierte der Ausbeutung ausgesetzt sind – in den Billiglohnländern entstehen zunehmend rechtsfreie Räume, in denen einst erkämpfte Rechte keinen Wert haben und Frauen nicht nur der strukturellen Gewalt ungeregelter Lohnarbeitsverhältnisse ausgesetzt sind, sondern auch der direkten physischen Gewalt, in der Form der Zwangsprostitution, des Frauenhandels, der Vergewaltigung bis hin zu Morden[xcvii]. Die Globalisierung des Kapitalverhältnisses bringt eine „feminization of poverty“ hervor[xcviii].
Dieser ‚backlash’ folgt sowohl einer konservativen Gegenbewegung als auch einer immanenten kapitalistischen Logik, dorthin auszuweichen, wo die Profitbedingungen optimal sind und nicht durch lästige Rechtsvorschriften behindert werden. So verfügen die reichsten 15 Prozent der Weltbevölkerung über etwa 80 Prozent des Welteinkommens, von den ärmsten Menschen der Welt sind aber 70 Prozent Frauen. Dabei beruht der Boom der Exportwirtschaft gerade auf ihrer Unterdrückung, denn mehr als 80 Prozent der für den Export der weltweit operierenden Unternehmen Arbeitenden sind Frauen – ihre Verwertungsbedingungen sind besser, da sie sich bis jetzt in den betreffenden Ländern wenig organisiert haben. Hoffnung macht allein, daß auch in diesen Ländern, wo diese Mechanismen teilweise sogar staatlich gefördert werden, um Investoren anzulocken, von vielen Frauen die Zeichen der Zeit erkannt werden und eine Organisierung stattfindet – die von den großen Konzernen (ein prominentes Beispiel ist die Praxis von Coca Cola) örtlich blutig unterdrückt wird, aber hoffentlich nicht aufzuhalten ist.[xcix]
All dies wird von der „weiß-mittelständischen Mehrheitskultur im Westen“ ausgeblendet, wenn die Fortschritte in der Frauenemanzipation gelobt werden und rein auf die Besserstellung der in den westlichen Metropolen des Kapitalismus Lebenden gesetzt wird, ohne die Radikalisierung der globalen Ausbeutung in den Blick zu nehmen[c]. Die hierarchische Geschlechterordnung wird benutzt, um die vom Sozialstaat ‚bedrohten’ hohen Renditen anderswo zu gewährleisten und zugleich in den Ursprungsländern einen Druck zur Senkung der Standards zu erzeugen. Dies klappt auch allzu gut, wie man an den Litaneien der Mitglieder der politischen Klasse sieht, die immer wieder vorbeten, die ‚Lohnnebenkosten’ müßten gesenkt werden, das Niveau des Sozialstaates sei nicht mehr haltbar und die Arbeitnehmerrechte würden Einstellungen behindern. Im Interesse des Kapitals wäre sicher eine Absenkung auf das Niveau der ‚Drittweltländer’ sinnvoll. Für fortschrittliche Politik ist aber die Erkenntnis notwendig, daß die „neue Vergeschlechtlichung von Arbeit […] in der auf Ungleichheit basierenden Logik neoliberaler Globalisierung“[ci] wurzelt und daß dieser mit der Analyse des funktionalen Zusammenhangs von Kapitalismus und Geschlechterdifferenzen und der Entwicklung von Gegenperspektiven zu begegnen ist.
In der Arbeit ist klar geworden, daß es einen engen Zusammenhang zwischen Ausbeutungs- und Geschlechterverhältnissen gibt. Dieser ist aber nicht ursächlich bestimmt – weder daß das Patriarchat das vorherrschende Unterdrückungsverhältnis ist, noch daß mit der Abschaffung des Kapitalismus automatisch die männliche Herrschaft wegfallen würde. Vielmehr besteht die Geschlechterunterdrückung zwar wesentlich länger als die warenproduzierende Gesellschaft, ist aber mit dieser eine ‚fruchtbare’ Symbiose eingegangen. Durch die Frauenbewegungen konnte dieses Verhältnis zwar ins Wanken gebracht werden, global besteht allerdings momentan die Gefahr, daß es sich rekonstituiert, und auch in der BRD verrichtet die neoliberale Ideologie ihr ungutes Werk. Der Anspruch linker Theorie und Praxis muß es dementsprechend sein, die geschichtliche Gewordenheit und die historische und gegenwärtige Funktion von Geschlechter- in Verbindung mit Klassenverhältnissen aufzuzeigen.
Hilfreich ist dabei keine Methode, die die Geschlechterverhältnisse naturalisiert, ‚Frau‘ als eine biologische Kategorie auffaßt und sie aus ihren gesellschaftlichen Bezügen löst, und auch keine postmoderne Auffassung, die ‚Weiblichkeit’ als alleiniges Produkt von Diskursen begreift. Vielmehr muß eine machtanalytisch orientierte Wissenschaft von Praktiken der Ausbeutung ausgehen, deren Kern es ist, daß die „Macht der herrschenden Gruppe über gesellschaftliche Ressourcen[n] von der Beraubung anderer abhängt.“[cii] Demzufolge ist eine Lösung der Problematik innerhalb einer Gesellschaft, die auf diesen Prinzipien basiert, nicht möglich. Ihre Überwindung ist ein notwendiges Ziel emanzipatorischen Handelns: „Since capitalism is founded upon profit and since profit is the direct outcome of the exploitation of the many by the few (the extraction of surplus labor), there can never be, I believe, capitalism with a human face.”[ciii]
Der Marxismus kann einen analytischen Fundus bieten, der mit anderen Theorieelementen ein besseres Verständnis gesellschaftlicher Beziehungen ermöglicht. Wenn es gelingt, die politisch-ökonomischen Strukturen nicht als objektiv gegebene zu begreifen, sondern als „Abstraktionen von den wirklichen, vorübergehenden, historischen gesellschaftlichen Beziehungen zu denken”[civ], ist es möglich, „die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse“[cv] in ihrer klassenmäßigen und geschlechtsspezifischen Konstruktion infragezustellen. Wenn die gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse als „zugleich patriarchalisch und nicht lediglich ‚kapitalistisch’“[cvi] begriffen werden, so mag das Postulat gelten, das die amerikanische materialistische Feministin Teresa L. Ebert in Auseinandersetzung mit postrukturalistischen Theorien formuliert hat: „For Marxism is the theory of emancipation in global patriarchal capitalism, and there is no emancipatory future, no emancipatory politics without marxism.”[cvii]
Mit Hilfe einer emanzipatorischen Theorie, die eine Gesellschaft angreift, in der die menschlichen Beziehungen auf Tauschverhältnisse reduziert werden und der Mensch zum Objekt der gesellschaftlichen Entwicklung wird, der Profit und die Vergesellschaftung des Wertes jedoch zum Zweck und zum Wesen gesellschaftlichen Austausches, kann vielleicht irgendwann Wirklichkeit werden, was Karl Marx in den „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten“ von 1844 als Perspektive formuliert hat: „Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc.“[cviii]
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[i] Beverly Skeggs: Formations of class and gender. Becoming respectable, London/Thousand Oaks/New Delhi 1997, S. 76.
[ii] Frigga Haug: Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse, in: Christina Kaindl (Hg.): Kritische Wissenschaften im Neoliberalismus, Marburg 2005 (Forum Wissenschaft Studien Bd. 49), S. 124-140, hier S. 128.
[iii] Vgl. Cornelia Koppetsch: Milieu und Geschlecht. Eine kontextspezifische Perspektive, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg (Hg.): Klasse und Klassifikation. Die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Wiesbaden 2001, S. 109-137, hier S. 122-124.
[v] Hanna Schissler: Geschlechtergeschichte. Herausforderung und Chance für die Sozialgeschichte, in: Manfred Hettling u.a. (Hg.): Was ist Gesellschaftsgeschichte? Positionen, Themen, Analysen, München 1991, S. 22-30, hier S. 26.
[vi] Lise Vogel: Woman questions. Essays for a materialist feminism, New York 1995, S. 115.
[vii] Linda Nicholson: Was heißt „gender“, in: Institut für Sozialforschung Frankfurt (Hg.): Geschlechterverhältnisse und Politik, Frankfurt a. M. 1994 (edition suhrkamp, NF 730), S. 188-220, hier S. 188.
[viii] Sandra Harding: Feministische Wissenschaftstheorie. Zum Verhältnis von Wissenschaft und sozialem Geschlecht, Hamburg 1990, S. 13.
[ix] Michèle Barrett: Umrisse eines marxistischen Feminismus, Berlin 21990, S. 217.
[x] Annette Meusinger: Der Streit um die Differenz. Zur Reproduktion und Dekonstruktion der Kategorien weibliches Subjekt, weibliche Identität und weiblicher Körper in aktuellen Diskursen feministischer Theorien in der BRD und den USA, in: Rüdiger Scholz, Klaus-M. Bogdal (Hg.): Literaturtheorie und Geschichte. Zur Diskussion materialistischer Literaturwissenschaft, Opladen 1996, S. 90-111, hier S. 101.
[xi] Andrea Maihofer: Geschlecht als Existenzweise. Einige kritische Anmerkungen zu aktuellen Versuchen, zu einem neuen Verständnis von „Geschlecht“, in: Institut für Sozialforschung Frankfurt (Hg.): Geschlechterverhältnisse und Politik, Frankfurt a. M. 1994 (edition suhrkamp, NF 730), S. 168-187, hier S. 180.
[xii] Pierre Bourdieu: Die männliche Herrschaft, a. d. Franz. v. Jürgen Bolder, Frankfurt/M. 2005, S. 8.
[xiii] Ebd., S. 11.
[xiv] Ebd., S. 74-76.
[xv] Teresa L. Ebert: Ludic Feminism and After. Postmodernism, Desire and Labor in Late Capitalism, Michigan 1996, S. 86 f.
[xvi] Barrett, S. 27.
[xvii] Dabei sind diese Formen der Herrschaft heute nicht mehr unhinterfragt präsent, sondern durch die Frauenbewegungen und Liberalisierungsprozesse durchaus brüchig. Hierauf wird in den folgenden Abschnitten näher eingegangen.
[xviii] Bourdieu, S. 19.
[xix] Ebd., S. 53-55.
[xx] Ebd., S. 59f.
[xxi] Es lohnt allein, sich einmal in einem Zeitschriftenladen wahllos aus den für Frauen präsentierten Hochglanzmagazinen (ob Metropolitan, Gala, Elle oder andere) eins herauszusuchen und die dort präsentierten Frauenbilder aufzulisten.
[xxii] Bourdieu, männliche Herrschaft, S. 65 f.
[xxiii] Ebd., S. 66-68.
[xxiv] Ebd., S. 187.
[xxv] Maihofer, S. 182.
[xxvi] Man vergleiche nur die entsprechenden Untersuchungen über den Zusammenhang von körperlicher Fitneß, Lebenserwartung und sozialem Status!
[xxvii] Bourdieu, S. 113-115.
[xxviii] Ebd., S. 45.
[xxix] Artikel „Geschlecht“ in: Ernest Bornemann: Lexikon der Liebe, Materialien zur Sexualwissenschaft, neu bearb., erw. u. korr. Ausg., Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1978, Bd. 2, S. 478.
[xxx] Michael Reiter, Georg Klauda: The making of monsters, in: Jungle World 14/2001 v. 28.3.2001.
[xxxi] Artikel „Geschlechtsdifferenzierung“ in: Bornemann, Bd. 2, S. 482 f, Zitat S. 483.
[xxxii] Heidi Beutin: „Als eine Frau lesen lernte, trat die Frauenfrage in die Welt“. Beiträge zum Verhältnis von Feminismus und Literatur anhand von Schriften Maries von Ebner-Eschenbach, Lily Brauns, Gertrud Bäumers, Gerhard Anton von Halems, Christoph Martin Wielands und Jutta Heckers, 2. erw. Aufl., Hamburg 1995, S. 26 f.
[xxxiii] Amy Holmes: Gesellschaftlich-kulturelle Transformationen im Globalisierungsprozeß und die Auswirkungen auf das Genderregime, in: Materialband Geschlecht und Globalisierung. Texte und Materialien, zusammengestellt von Amy Holmes, überarbeitet von Renate Rausch, Marburg 2003, S. 5-27, hier S. 11.
[xxxiv] Vgl. Barrett, S. 116-126.
[xxxv] Ebert, S. 90 f.
[xxxvi] Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates, in: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Bd. 21, Berlin, 1956 ff., S. 25-173, hier S. 82.
[xxxvii] Harding, S. 13.
[xxxviii] Schissler, S. 28.
[xxxix] Haug, Geschlechterverhältnisse, S. 127.
[xl] Sara Lennox: Materialistischer Feminismus und Postmoderne, in: Rüdiger Scholz, Klaus-M. Bogdal (Hg.): Literaturtheorie und Geschichte. Zur Diskussion materialistischer Literaturwissenschaft, Opladen 1996, S. 53-71, hier S. 54.
[xli] Rosemary Hennessey: Women’s Lives/Feminist Knowledge. Feminist Standpoint as Ideology Critique, Hypatia 8.1, 1993, S. 14-34, hier S. 16 f., zit. n. Lennox, S. 59.
[xlii] Rosemary Hennessy: Materialist feminism and the politics of discourse, New York 1993, S. 75.
[xliii] Lennox, S. 58.
[xliv] Bourdieu, S. 144.
[xlv] Wolfgang Beutin: Sexualität und Obszönität. Eine literaturpsychologische Studie über epische Dichtungen des Mittelalters und der Renaissance, Würzburg 1990, 249 f.
[xlvi] Engels, S. 68.
[xlvii] Ebd.
[xlviii] Ursula Beer: Geschlecht, Struktur, Geschichte. Soziale Konstituierung des Geschlechterverhältnisses, Frankfurt a. M./New York 1990, S. 158 f.
[xlix] Engels, S. 60.
[l] Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, n. d. dt. Übers. Martin Luthers, Stuttgart o.J., 1. Mose 2.21.
[li] Ebd., 1. Mose 2.24.
[lii] Ebd., 1. Mose, 3.16.
[liii] Ebd., 1. Mose, 3.20.
[liv] Thomas von Aquin: „Das männliche Geschlecht steht höher als das weibliche“, in: Demosthenes Savramis: Das sogenannte schwache Geschlecht, München 1972, S. 77-87, hier S. 79.
[lv] Ebd., S. 79.
[lvi] Alle Zitate: Ebd., S. 78.
[lvii] Martin Luther: „Ein Weib ist ein schwach Gefäß und Werkzeug!“, in: Demosthenes Savramis: Das sogenannte schwache Geschlecht, München 1972, S. 88-94, hier S. 88.
[lviii] Urspr. allgemein für Regierung, Staatsverwaltung, Politik. Das Substantiv dazu im Griechischen ist „polites“, also Stadtbürger, Staatsbürger.
[lix] Luther, S. 89.
[lx] Beer, S. 152.
[lxi] Vgl. Nicholson, S. 193-195.
[lxii] Frigga Haug: Gramsci und die Produktion des Begehrens, in: Psychologie und Gesellschaftskritik, H. 86/87, 1998, S. 75-91, hier S. 82.
[lxiii] Beer, S. 152 f.
[lxiv] Ebd., S. 208 f.
[lxv] Art. „Arbeit“, in: Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden, 3. akt. Aufl., Mannheim u.a. 1990.
[lxvi] Meyers Konversations-Lexikon, 5. gänzl. neu bearb. Aufl., Leipzig/Wien, 1896.
[lxvii] Virginia Woolf: Frauen und Beruf. Ein Vortrag vom 21. Januar 1931, in: Der Monat, 1982, H. 2, S. 79-82, hier S. 80.
[lxviii] Konversations-Lexikon.
[lxix] Taschenlexikon.
[lxx] Bourdieu, S. 154.
[lxxi] August Bebel: Die Frau in der Zukunft, in: Demosthenes Savramis: Das sogenannte schwache Geschlecht, München 1972, S. 215-221, hier S. 221.
[lxxii] Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, in: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Bd. 23, Berlin, 1956 ff, S. 514.
[lxxiii] Vgl. Vogel, S. 1-3.
[lxxiv] Barbara Smith: Where’s the Revolution? (1993) in: Rosemary Henessy, Chris Ingraham (Hg.): A reader in class, difference and women’s lives, New York 1997, S. 248-252, hier S. 248 f.
[lxxv] Lennox, S. 57.
[lxxvi] Beer, S. 150.
[lxxvii] Vogel, S. 4.
[lxxviii] Vgl. Bourdieu, S. 154 f.
[lxxix] Meusinger, S. 94 f.
[lxxx] Hana Havelková: Women in and after a „classless” society, in: Christine Zmroczek, Pat Mahony (Hg.): Women and Social Class. International Feminist Perspectives, London 1999, S. 69-84, hier S. 70-75.
[lxxxi] Ebd., S. 97.
[lxxxii] Bourdieu, S. 56.
[lxxxiii] Ebert, S. ix.
[lxxxiv] Ebd., S. 86.
[lxxxv] Bourdieu, S. 178.
[lxxxvi] Skeggs, S. 95.
[lxxxvii] Smith, S. 249.
[lxxxviii] Engels, S. 74.
[lxxxix] Smith, S. 250.
[xc] Haug, Geschlechterverhältnisse, S. 135.
[xci] Robert Kurz: Das Weltkapital. Globalisierung und innere Schranken des modernen warenproduzierenden Systems, Berlin 2005 (Critica Diabolis 129), S. 470 f.
[xcii] Wichterich, S. 23.
[xciii] Bourdieu, männliche Herrschaft, S. 162.
[xciv] Roswitha Scholz: Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorien und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats, Bad Honnef Honnef 2000 (edition krisis), S. 154.
[xcv] Christa Wichterich: Zur Vergeschlechtlichung von Arbeit auf globalisierten Märkten, in: Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hg.): Globalisierung und Geschlecht. Anforderungen an feministische Perspektiven und Strategien, Berlin 2000 (Texte Bd. 5), S. 13-36, S. 24 f.
[xcvi] Haug, Geschlechterverhältnisse, S. 135.
[xcvii] Vgl. Wichterich, S. 17 f.
[xcviii] Donna Landry, Gerald MacLean: Materialist Feminisms, Cambridge/Oxford 1993, S. 208.
[xcix] Vgl. Holmes, S. 6-9.
[c] Scholz, S. 155 f.
[ci] Wichterich, S. 23.
[cii] Hennessey, S. 32.
[ciii] Ebert, S. 85.
[civ] Karl Marx an P. W. Annenkow, in: Texte zur materialistischen Geschichtsauffassung. Von Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Friedrich Engels, hrsg. u. eingel. v. Helmut Reichelt, Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1975, S. 498-510, hier S. 504.
[cv] Karl Marx, Friedrich Engels: Das kommunistische Manifest. Eine moderne Edition, mit einer Einl. v. Eric Hobsbawm, Hamburg 1999, S. 47.
[cvi] Beer, S. 268.
[cvii] Ebert, S. xi.
[cviii] Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, in: MEW Bd. 40, S. 465-588, hier S. 567.