Nie wieder Faschismus und Nie wieder Krieg sind nicht voneinander zu trennen!

Die Wirklichkeit ist komplex, lässt sich nicht auf die eine Parole, auf die Kategorien gut/böse, schwarz/weiß herunterbrechen. Das scheinen viele Menschen, gerade aus meinem, dem linken Spektrum zu vergessen. - Die gegenwärtige Debatte in der BRD um den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist erschreckend und beängstigend.

Erschreckend, weil es nicht möglich zu sein scheint zu trennen zwischen den realen Ereignissen im Nahen Osten und der Debatte hier vor Ort. Beängstigend auch in der Brutalität wie der Antisemitismus, häufig nicht einmal mehr als Antizionismus getarnt, hier, auf den Straße zelebriert wird, dass es wieder möglich ist, dass offener Judenhass auf den Straßen unseres Landes in Parolen und direkten Gewalttaten gegen Menschen, die als "Juden" verfolgt, gehetzt, geschlagen werden, sich äußert.

Und erschreckend ist, dass eine Linke keine klaren Antworten findet auf diese Herausforderung, die lauten müsste: Ja, wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand (an den sich auch die Hamas zu halten hätte!), ja, wir brauchen internationalen Druck für Verhandlungen, das Töten und Sterben muss ein Ende haben, vor allem der unerschöpfliche Hass, den dieser Konflikt schon hervorgebracht hat.

Aber die zweite Antwort muss lauten: Ja, wir verstehen auch unmittelbare Empörung und Betroffenheit in dieser Situation. Was wir aber nicht tolerieren können, in einem Land, aus dem aus solcher historischen Schuld solch große Verantwortung für uns alle erwächst für das "Nie wieder", ist, dass im Schatten diese Konflikts Holocaust-Leugnung, offener und versteckter Antisemitismus, Gewalt gegen Menschen, die sich als Juden begreifen oder die zu "Juden" definiert werden, ausgeübt wird.

Unsere Losung lautet "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!". Sie ist unteilbar, wie unsere Solidarität mit Menschen, die Opfer von Krieg und Gewalt werden, unteilbar ist, mit den Menschen die leiden - wie aber auch unser Widerstand gegen Rassismus und Antisemitismus nicht davon abzuspalten ist! Wir stehen ohne wenn und aber auf der Seite von Menschlichkeit, Frieden, Emanzipation.

In diesem Kontext mache ich gerne auch noch einmal aufmerksam auf den Artikel von Robert Steigerwald, den ich all denen ans Herz lege, die irgend meinen, sich in diesem Konflikt positionieren, sich äußern zu wollen.
Die gegenwärtigen Konflikte, ob in der Ukraine, Syrien oder aktuell im Nahen Osten werfen die Frage auf: Sollten wir uns nicht auf eine Seite schlagen? Ist bspw. Putin nicht ein Bündnispartner, weil er sich EU, NATO unf USA entgengenstellt, oder etwa Assad oder die Hamas? Aus marxistischer Sicht hat diese Frage Robert Steigerwald, den ich kenne und schätze, beantwortet anhand historischer und aktueller Beispiele. Auch bei der Einschätzung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas mag sein Artikel hilfreich sein.

 

Vielleicht ist das, was Steigerwald da schreibt, letztlich nichts anderes als die Übersetzung des Diktums Adornos, sich nicht dumm machen zu lassen - jetzt nicht und nie wieder!