Windenergie in Bürgerhand - Windkraft-Tour Teil I

Meine Windkraft-Tour am Donnerstag und Freitag war so voller Erlebnisse, Informationen, Anregungen, dass ein kleiner Bericht nicht ausreicht, ich will es also in drei Teile splitten. Erstmal Danke besonders an den Bundesverband Windenergie Schleswig-Holstein und Nicole Knudsen für die tolle Vorbereitung und Begleitung.

Der erste Termin war im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog bei der Firma „EE Nord“ unter

dem Motto „Windenergie in Bürgerhand“. Bereits 1990/91 sind sie mit ihrem Bürgerwindpark gestartet und haben damit eine Vorreiterrolle bei den Erneuerbaren Energien in der Region eingenommen, berichteten der Geschäftsführer Hans-Detlef Feddersen und der Projektentwickler Jonathan Eberlein. Gestartet sind sie mit 44 Gesellschaftern, mittlerweile sind 95 Prozent aller Haushalte der Gemeinde am Bürgerwindpark beteiligt. Das hat die Zustimmung zu und Identifikation mit der Windkraft enorm gefördert und das Lebensniveau in einer ansonsten eher wirtschaftsschwachen Region gefördert. Die Kommunen sind dadurch gut ausgestattet, und über eine „Bürgerstiftung“ werden gemeinwohlorientierte Unternehmungen gefördert, etwa die Ausstattung aller Schulanfänger*innen mit dem nötigen Material. Im Zusammenspiel mit der Kommunalpolitik wurde eine Breitband-Netzgesellschaft gegründet, die den für kommerzielle Anbieter nicht lohnenswerten Netzausbau im Koog übernommen hat. Jedes Haus im Koog, die weit auseinander liegen, hat Breitband. EE Nord unterstützt auch bei der Gründung von Bürgerwindparks, aber durch die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und den Zwang, sich an Ausschreibungen zu beteiligen, sei es für Projekte der Bürger*innenenergie enorm erschwert worden. Hinzu komme das Moratorium beim Ausbau der Windkraft in Schleswig-Holstein, das die gesamte Branche ausbremse.

 

Auf die Theorie folgte die Praxis, wir haben eine Windkraftanlage bestiegen, besser: Wir sind mit dem wackligen, engen Fahrstuhl nach oben gefahren. Das Windrad war 92 Meter hoch, mit Flügeln 150, eine beeindruckende Sicht bis nach Sylt und bis zu den Windrädern nach Dänemark, unten leuchteten zwei Photovoltaik-Felder, selbstverständlich auch in Bürger*innenhand. Achja, eine Erkenntnis: Man hört die Anlage, wenn man direkt darunter steht, ja. Aber an mancher Hauptverkehrsstraße ist es lauter, und in wenigen 100 Metern Entfernung hört man gar nichts mehr.

Zum einen war die Begeisterung bei allen Menschen auf dieser Tour für das, was sie tun, erlebbar, für die Gestaltung unserer Zukunft, zum anderen ist mir wieder deutlich geworden, wie wichtig es ist, die Bürger*innenenergie zu retten, die Bremse bei Wind und Sonne zu lösen und zu verhindern, dass die Bundesregierung die Energiewende an die großen Konzerne verscherbelt.