
In den sozialen Netzwerken muss man momentan bei Diskussionen über gendergerechte Sprache auf alles gefasst sein - außer auf Argumente. Harmlos ist noch die Reaktion "Haben wir nicht andere Probleme?" (Ja, aber hier geht es gerade um dieses Thema). Verbale Diarrhoe kommt dann bei Vielen zum Ausbruch, indem sie bloß "Schwachsinn", "Blödsinn" oder kranke Sch..." schreiben. Wieder andere sehen ihre Männlichkeit bedroht, beharren auf der althergebrachten Dichotomie und beschimpfen andere Meinungen wild. Die Kür sind dann die Kommentare, die gleich eine "Merkel-Diktatur" wittern oder wahlweise eine "links-grün-versiffte Umerziehung" oder schlicht "Genderwahn".
Ich denke, es geht dabei viel um bedrohte Männlichkeit und das Festhalten an patriarchalen Strukturen, oftmals verbunden mit rechten Denkmustern. Denn wen bedroht es ernsthaft, wenn Gleichberechtigung und das Bewusstsein darüber auch in die Sprache Einzug halten? Bei der ganzen Empörung: Wenn es den Gender-Star nicht gäbe, man müsste ihn erfinden.