
Brasilien stehen dunkle Zeiten bevor. Im Stadion von Salvador da Bahia konnte ich noch im März den ehemaligen Präsidenten Lula im Rahmen des Weltsozialforums erleben, ein grandioser Auftritt. Beim Weltsozialforum konnte ich mit Menschen sprechen, die um den Erhalt des Regenwaldes, ihrer Kultur kämpfen, unter Ausbeutung leiden, auch unter den Folgen deutscher Wirtschaftshilfe (die letztlich der Durchsetzung imperialer Interessen dient). Insgesamt bin ich noch immer voll der bewegenden, aufregenden, aufrüttelnden Erlebnisse, die ich dort in den wenigen Tagen machen konnte.
Umso mehr macht mir die aktuelle Entwicklung dort Sorgen:
Bei der Präsidentschaftswahl wurde Lula, dem die größten Chancen vorausgesagt wurden, gewählt zu werden, die Kandidatur verweigert. Das geschah auch entgegen der Mahnungen des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen. Jetzt ist der Faschist Bolsonaro gewählt worden, als einer der ersten gratulierte US-Präsident Trump. Wenig verwunderlich, denn Bolsonaro hat einen harten Rechtskurs angekündigt:
Er will die Kriminalität in Brasilien mit Gewalt und einer "Liberalisierung" des Waffenrechts bekämpfen. Zur Zeit der Militärdiktatur äußerte er, das Problem sei, dass sie nur Menschen gefoltert, nicht aber umgebracht habe (was historisch falsch ist). Ihm sei lieber, sein Sohn komme bei einem Verkehrsunfall ums Leben, als dass er schwul sei. Neben rassistischen Ausfällen vertritt er auch klimapolitisch Reaktionäres: Umwelt- und Klimaschutz hält er für überflüssig, den größten Regenwald der Erde, die Lunge der Menschheit, will er verstärkt abholzen lassen, durch die Amazonasregion eine Autobahn bauen. Kein Wunder, dass die Deutsche Bank und die reaktionären Besitzenden in Brasilien seine Wahl begrüßten. Wirtschaftlich wird er einen neoliberalen Kurs einschlagen, Sozialprogramme, die noch aus Lulas Regierungszeit übrig sind, zurückfahren. Um Brasilien sollten wir uns Sorgen machen. Die Menschen dort brauchen unsere Solidarität.