Hambi bleibt - die Notwendigkeit unseres Kampfes um Klimagerechtigkeit auch.

Der Zug fährt gen Berlin, zur Sitzungswoche, die morgen beginnt. Ich bin noch voll der Eindrücke von gestern, mit Bildern der vielen Menschen, die gemeinsam ein starkes Zeichen für Klimaschutz, Kohleausstieg und den Erhalt des Hambacher Forsts gesetzt haben. Das wäre alles nicht möglich gewesen ohne die Beharrlichkeit derjenigen, die seit sechs Jahren den Wald besetzen, derjenigen, die die Proteste unterstützt haben, öffentlich, medial, auch auf juristischem Wege.

Im November letzten Jahres war ich das erste Mal im Hambi, auch auf Baumhäusern, habe mit den Menschen dort gesprochen.

Es war kurz nachdem vor einem Jahr ein Gericht zum ersten Mal einen Rodungsstopp ausgesprochen hatte. Es war unheimlich spannend, dass es in dieser Bewegung eben nicht "nur" um den Wald geht, sondern das Bewusstsein da ist, dass diese Auseinandersetzung Teil der globalen Kämpfe um Gerechtigkeit, Solidarität, Emanzipation ist. Dass dort Diskussionen geführt werden um internationale Solidarität, Sozialismus und Anarchie, Antifaschismus, Antimilitarismus, Freiheit, Feminismus - die großen Themen halt.

Umso trauriger war es, nachdem ich im August zum Räumungsbeginn da war, die Reste der Baumhäuser zu sehen, die verheerten Plätze, wo für die schweren Kräne gerodet worden ist, die Berge von geschreddertem Holz. Und das Wissen, dass im Zuge dieses Wahnsinns ein Mensch das Leben verloren hat.

Die Landesregierung von NRW hat sich zum willigen Ausführungsorgan von RWE gemacht, die Polizei hat diese politischen Entscheidungen exekutiert, teils wohl widerwillig, wie sich aus den Statements der Polizeigewerkschaft lesen lässt. Wenn jetzt Laschet ein "Innehalten" einfordert, ist das lächerlich. Nein, gerade jetzt muss der Widerstand gegen die Kohlelobby vorangetrieben werden.

Gestern war es wahrscheinlich die größte Klimademo, die Deutschland bis jetzt erlebt hat. Der Hambi ist zum Symbol geworden. Das Ganze wäre nicht möglich gewesen ohne die Aktionen des zivilen Ungehorsams von "Ende Gelände", die Beharrlichkeit und Entschlossenheit der Baumbewohner*innen. Alle, die in der Vergangenheit versucht haben, den "friedlichen" Protest und die "militanten" Aktivist*innen zu spalten, sind gescheitert. Protest, Aufklärung und konkrete Aktion gehören zusammen.

Auf unterschiedlichen Feldern werden wir weiterkämpfen, gewonnen ist das noch nicht. Aber es war ein großartiger Zwischenerfolg auf diesem langen Weg, und gut, dass wir ihn gestern so gefeiert haben. Ich werde dranbleiben, auch bei den Aktionen von Ende Gelände dabei sein, am 20. Oktober bei unserer Konferenz zum Strukturwandel in der Region und natürlich in Partei und Fraktion weiter Akzente setzen. Das Ringen um Klimagerechtigkeit ist Teil unserer emanzipatorischen Kämpfe, nicht nur am Rande, im Kern.