Erinnern für die Zukunft

Neben der Friedenspolitik bildet der Antifaschismus für mich einen Leitfaden meines politischen Handelns. In meiner Familie war die deutsche Vergangenheit für mich schon früh präsent, durch Freunde meiner Eltern, die selbst dem faschistischen Terror entkommen

waren, immer dem antifaschistischen Erbe verpflichtet blieben, wie Peter Gingold, Walter Grab oder auch Lorenz Knorr. Die neonazistischen Mordanschläge von Mölln, Solingen, Lübeck, aber auch der Film "Schindlers Liste", der mich damals tief beeindruckte, waren Grund, dass neben mein umweltpolitisches Engagement das antifaschistische und antimilitaristische trat. Erst viel später, in meiner Magisterarbeit, setzte ich mich mit einem Teil meiner eigenen Familiengeschichte auseinander, wie der Sozialhistoriker Ludwig Beutin nach 1933 sich dem NS anpasste, wie er selbst in den Krieg zog und sich bspw. als "geistiger Führer" seiner Truppe an der "Partisanenbekämpfung" - einer euphemistischen Umschreibung von Mordaktionen der Wehrmacht - beteiligte.

 

Bei der Erinnerung an die deutsche Vergangenheit geht es um Verantwortung, dafür einzutreten, dass sich nie wiederhole, dass Antisemitismus, Rassismus, Menschenhass vorherrschend werden in unserem Land. Ja, es gibt die, die das nicht mehr hören wollen, die ihren Hass verbreiten, sei es auf der Straße, in den sozialen Medien oder in den Parlamenten. Ihnen setzen wir unsere Solidarität entgegen, setzen wir die Erinnerung entgegen an all die Menschen, die durch den faschistischen Terror, den nationalsozialistischen Massenmord ihr Leben ließen oder ihre Angehörigen verloren, aber auch an die, die Widerstand leisteten.

 

Die Novemberpogrome am 9. und 10. November 1938 waren vorläufiger Höhepunkt der Ausgrenzung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden im "Dritten Reich". Die Mehrheit der nichtjüdischen Deutschen verhielt sich passiv oder machte mit, die wenigsten wagten es, die Stimme zu erheben, kommunistische und sozialdemokratische Opposition war zu diesem Zeitpunkt schon zum Schweigen gebracht, saß in den Gefängnissen oder Konzentrationslagern.Das "Nie wieder" bleibt für mich Maßstab. Antisemitismus, Rassismus und Menschenhass zu widerstehen, unsere Vision einer solidarischen Gesellschaft der Politik von Hass und Angst entgegenzusetzen, bleibt Aufgabe (nicht nur) für DIE LINKE.